Kindheit und Schulbildung
Ludwig Auer wurde am 10. Juni 1948 in Bad Ischl, Österreich, als Sohn des Bauingenieurs Ludwig Auer und seiner Frau Stefanie geboren. Nach zwei Jahren übersiedelte die junge Familie nach Linz, wo sie im Schloss Hagen (heutiger Standort der Anton-Bruckner-Universität Linz) in der damaligen US-Besatzungszone heimisch wurde, weil der Vater dort über Vermittlung einer befreundeten Ischler Familie eine Stellung bekommen hatte. Schon nach weiteren vier Jahren jedoch folgte die nächste Übersiedlung: Ing. Auer übernahm in St.Gallen, Steiermark, seiner Heimat, die lokale Baufirma. Dort verbrachte Sohn Ludwig seine Kinder-, Volksschul- und Ministrantenzeit (Dechanatskirche des Stiftes Admont seit dem 12. Jh.). Danach erhob sich die Frage nach dem weiteren Bildungsweg: die Kirche drängte die Eltern, ihn zum Stiftsgymnasium in Admont zu geben, in der Hoffnung, ihn zum Priester machen zu können. Andere meinten, er solle wegen seiner Stimmbegabung zu den Wiener Sängerknaben kommen. Die Eltern entschieden sich jedoch für die damalige staatliche Eliteschule in Graz-Liebenau, für die er auch dank des Zusatzunterrichtes durch seine Volksschullehrerin, Frau Hauptlehrerin Huber, die Aufnahmsprüfung schaffte. In die Gymnasialzeit eingebunden waren auch Aufenthalte in Frankreich (Lycée Saint Louis de Conzague, Paris), denn Französisch war über acht Jahre die erste Fremdsprache; außerdem ein Aufenthalt im King’s College Taunton, Somerset, in England sowie ein Sommer-Austausch in die französische Schweiz.
Der berufliche Werdegang
Im Jahr vor dem Abitur, der österr. “Matura”, musste sich Ludwig zwischen seinem Lieblingsfach Chemie, der viel praktizierten Musik (Klavier, Querflöte) und der Medizin entscheiden. Er entschied sich für Medizin, begann das Studium 1966 in Graz, nahm aber an der Grazer Musikhochschule weiter Unterricht (Orgel bei Prof. Sauseng). Nach Abschluss des ersten Medizin-Rigorosums begann er parallel Psychologie zu studieren, schloss dieses Studium aber nicht mit einer Diplomierung ab.
Am 26. Januar 1972 promovierte er zum Doktor der Medizin und begann nach einem Jahr der Ausbildung in Neurologie und Allgemeinchirurgie (Klagenfurt, Kitzbühel) die Fachausbildung zum Neurochirurgen an der Grazer Klinik bei Prof. Heppner. Schon nach wenigen Monaten wurde die klinische Ausbildung durch die Einladung von Prof. Blümel zur Arbeit an einem Forschungsprojekt über die Entstehung des Hirnödems am Institut für Experimentelle Chirurgie der Techn. Univ. München für ein halbes Jahr unterbrochen. Unmittelbar nach der Rückkehr nach Graz baute Auer neben der klinischen Ausbildung ein Forschungslabor zur Untersuchung kreislaufbedingter Hirnschädigung auf und habilitierte ein Jahr nach der Ernennung zum Facharzt mit seiner Arbeit zur “hypertensiven Encephalopathie”.[i] Für die Entwicklung technischer Einrichtungen entstand eine enge Zusammenarbeit mit dem Leiter des Instituts für Biomed. Technik und Rektor der Techn. Univ. Graz, Univ. Prof.Dr.Dr.hc.mult. Schuy. Aus dieser Zusammenarbeit resultierte eine Reihe von Diplom- und Dissertationsarbeiten, aber auch eine freundschaftliche Bekanntschaft. Zu diesem Kreis zählte auch Univ.Prof.Dr. Maresch von der Techn. Univ. Graz und der FH-Joanneum, der zuletzt auch am Institut für Neurotechnologie tätig war. In diese Jahre bis zur Habilitation fiel auch eine Reihe von Aufenthalten an der Neurochirurgie der Ludwig Maximilians Universität München, die in den 1970er Jahren unter Prof. Marguth eine Vorreiterrolle bei der Einführung neuer Methoden einnahm. Auer brachte damit die Mikroneurochirurgie nach Graz und führte die Extra-Intrakranielle Bypass-Operation sowie die mikrochirurgische Aneurysma-Operation und die transsphenoidale mikrochirurgische Operation von Hypophysentumoren ein. Bei der letzteren bekam er die Unterstützung von Prof. Messerklinger, dem Vorstand der Univ.-HNO-Klinik Graz, die er benötigte, um den Konflikt zu vermeiden, der in anderen Kliniken wegen des operativen Zugangs durch die Nasenscheidewand zur Hypophyse herrschte.
Weitere experimentelle und medizinisch-klinische Tätigkeit
Sein Interesse an der Behandlung von Hirnaneurysmen führte Auer 1981 nach Japan: dort verbrachte er auf Einladung von Prof. Ito, dem Direktor der Neurochirurgie in Akita, ein halbes Jahr, lernte die operative Therapie im Akutstadium und besuchte alle großen Kliniken Japans auf deren Einladung zu Vorträgen und Diskussionen.
Das Labor für experimentelle Hirnkreislaufforschung wurde weiter ausgebaut. Mehrere japanische Gastärzte kamen als Mitarbeiter, darunter Dr. Sayama, Dr. Kato, Dr. Ishiyama und Dr. Sakaki. Auch österreichische Dissertanten führten dort Arbeiten durch, darunter Dr. Deinsberger, der später Chef der Neurochirurgischen Klinik in Kassel wurde, und Dr.Mokry, der spätere Vorstand der Grazer Neurochirurgischen Univ. Klinik. Weitere experimentelle Arbeiten wurden in Zusammenarbeit mit Frau Prof. Johansson der Univ. Lund und Prof. Heiss, dem Direktor des Max-Planck-Institutes in Köln, Prof. Kuschinsky von der Maximilians Univ. München, Prof. MacKenzie in Glasgow und Prof. Taylor in Baltimore verwirklicht.
In diese Jahre fiel auch eine Reihe von klinischen Projekten: einmal die Schaffung einer interdisziplinären Arbeitsgruppe zur Behandlung eines speziellen Typs von Hypophysentumor (Prolactinom, das bei Frauen zu Unfruchtbarkeit führt). [ii]
Durch Vermittlung von Prof.Messerklinger als Gründer der HNO-endoskopischen Chirurgie kam Auer auch in Kontakt mit dem Gründer der Instrumentenfirma Storz, die sich in Zusammenarbeit mit Messerklinger auf endoskopische Geräte spezialisiert hatte; auf diesem Wege kam es zur Entwicklung erster Endoskope für die Neurochirurgie mit eingebautem Kanal für Laser-Chirurgie und einer kontinuierlichen Spülung mit künstlichem Liquor. Diese Methode setzte Auer in den folgenden Jahren zur Behandlung zentraler Hirntumoren und von Hirnblutungen ein. Durch die Kombination von Laser-gestützter transendoskopischer Mikrochirurgie und intraoperativer Bildgebung mit Ultraschall entstanden erste Überlegungen und Projekte zur Einbindung dieser Operationsmethode in ein Roboter-assistiertes System. Diese ersten Schritte kamen jedoch in Graz nicht weiter, weil die Emigration nahte. Die Entwicklung der endoskopischen Behandlung von Hirnblutungen ermöglichte jedoch noch die Verwirklichung einer Studie über die tatsächliche Wirkung dieser Methode im Vergleich zur konservativen Therapie.[iii]
Im Berufungsverfahren um die Nachfolge von Prof. Heppner in Graz kam Prof. Auer nicht auf die Berufungsliste, weil zu dieser Zeit das Bestreben vorherrschte, Hausberufungen zu vermeiden. Bei dieser Entscheidung blieb es trotz eines Protestvotums der Grazer Medizin-Ordinarii. Prof. Auer wanderte nach ein-jähriger Tätigkeit als kommissarischer Klinikumsdirektor nach Deutschland aus und verbrachte ein Jahr fruchtbarer klinischer Arbeit in der Klink von Prof. Samii in Hannover. Dort erhielt er den Ruf an die Universität des Saarlandes. Die Tätigkeit dort endete im Jahr 2000 (siehe Ergänzung-CV für weitere Ausführungen).
Parallel zur Position in Homburg schuf Prof. Auer eine außeruniversitäre Einrichtung für medizinische Forschungs- und Entwicklungsarbeit, ISM, mit Professoren der Ludwig-Maximilians Universität und des Max Planck Instituts für Psychiatrie in München sowie der Technischen Fachhochschule und der Universität Salzburg und leitete diese Institute zwischen dem Jahr 2000 und 2004 weiter:
ISM – Institute of Science and Research in Medicine
Mit der 1995 gegründeten Forschungseinrichtung an zwei Standorten, München und Salzburg, verfolgte Prof. Auer das Ziel, aus der klinischen Routine geborene Ideen und Problemstellungen durch Projekte der angewandten Forschung zu verwirklichen. Dem Wissenschaftlichen Gremium gehörten Professoren verschiedener europäischer Universitäten an. Die Projektbearbeitung und -beratung machten der Neurordiologe Dr. Backmund vom Max Plank Institut für Psychiatrie München und Prof. Auer. Zu den Projekten zählten:
- Roboter-assistierte miniaturisierte Mikrochirurgie (z.B. ROBOSCOPE, ROBO-SIM und siehe Projektliste)
- Management medizinischer Daten und Wissens: Digitalisiertes Lehrbuch und Diagnoseunterstützung für die praktische Medizin (siehe Projektliste und z.B. MEDNET)
- Telemedizin: (Projekt TELEMED), Verarbeitung medizinischer Parameter von Patient*innen und Verunfallten im Straßen- und Luftverkehr (AIDER, FLIGHT-MD)
Die Projekte wurden im Rahmen von geförderten Projekten der EU und des Österr. Wissenschaftsministeriums sowie von medizinischen Dissertationen und technischen Diplomarbeiten abgewickelt. Nach 10-jähriger Tätigkeit wurde die Institution mangels Fördermittel geschlossen, weil Prof. Auer mit seiner Familie nach Großbritannien auswanderte, wo seine Frau als Professorin in der radiologischen Bildgebung tätig ist.
Bis zu seiner Pensionierung führte Auer die medizinische Gutachtertätigkeit weiter fort, vor allem in Zusammenarbeit mit einer Versicherungsgesellschaft: er hatte angeboten, Rechtsschutzfälle geschädigter Patienten auf ihre Begründbarkeit zur Klage gegen behandelnde Ärzte zu begutachten, die Versicherung betreffend die Aussichten auf Klagserfolg zu beraten und die ausgewählten Fälle bei Gericht als Gutachter zu begleiten (die Rate der zur Prozessführung empfohlenen Fälle lag bei unter 10%, die der gewonnenen Prozesse bei an die 90%).
Weitere Tätigkeit als Schriftsteller und Feuilletonist
Als überzeugter Europäer setzte sich Prof. Auer wiederholt für sozialpolitische Projekte ein, darunter die Einführung einer in USA erfolgreichen Methode zur (Re-) Sozialisierung Jugendlicher. Dazu hatte er den Initiator und seine Einrichtungen in USA besucht und in Großbritannien mit Politikern und Sozialeinrichtungen deren Übertragung auf das britische System versucht.[iv] Die Projektideen gerieten jedoch in den Strudel der britischen Anti-EU-Machenschaften. Umso mehr förderte diese Entwicklung die Überlegungen zur Zukunft der liberalen Demokratie in Europa und der westlichen Welt insgesamt, sowie der Rolle der EU im Zeitalter nach dem Kalten Krieg und der daraus erwachsenden neuen Konfrontationslandschaft mit Russland und China. Die daraus entstandenen Bücher sind in der Liste der sonstigen Buchpublikationen angeführt.
[i] Habil. -schrift siehe Liste der med. Bücher
[ii] siehe Liste der med. Bücher
[iii] siehe Liste der med. Publikationen
[iv] Projektplan für brit. Politiker und Prinz Charles